Psychotherapie

Seit meiner Praxisgründung 1984 haben sich meine Therapie-Schwerpunkte etwas geändert. Während der Suche nach möglichst effektiven Heilmethoden musste ich mich von manchem Gewohnten entfernen (wobei ich mich auf das „Recht zur Weiterentwicklung“ berufen konnte). Nach meinem ursprünglichen Engagement für die Psychoanalyse sind für mich inzwischen auch deren Weiterentwicklungen wichtig geworden, denn die klassische Psychoanalyse dauert lange, und der „Verbraucher“ wünscht oft schon früher gute Ergebnisse und hat oft nicht das notwendige Durchhaltevermögen. Auch scheint bei der klassischen Psychoanalyse die Gefahr zu bestehen, dass der bisherige falsche Weg durch „Einsichtsprozesse“ zunächst sogar erst einmal stabilisiert wird, bis er sich endlich nach der „Neuauflage in der Übertragungsneurose“ evtl. überwinden lässt. Auch die oft lange und zu unspezifische Regression ist aufwändig und risikobehaftet; verglichen damit können IPK, EMDR und EFT, die TOOLS oder MACE oft eine schnelle und kraftvolle Aktivierung des Heilungsprozesses in Gang bringen.

 

Testverfahren


An Testverfahren wende ich standardmäßig die folgenden an: BSI (Derogatis-Test, Kurzform), TSD (Test für die Schwere der Depression). Daneben auch: Symptomcheckliste nach Sander und Lück, DES II (Dissoziative exqierience scala), X-BOCS (Zwänge), Impact of event scale (Druck belastender Erlebnisse) u.A.

 

Stärkung der Persönlichkeitskräfte

 

Für eine erfolgreiche, aufdeckende, konfliktbearbeitende Therapie müssen vermehrt seelische Energien aufgewendet werden („die Hälfte der seelischen Energie muß für die Therapie zur Verfügung stehen, wenn eine Wandlung möglich sein soll“ meint Hellinger). In der Traumatherapie gilt es geradezu als Fehler, in der Therapie gleich an die „heißen Eisen“ heranzugehen, ohne vorher die Ich-Kräfte stabilisiert zu haben, also die Resourcen (die „Resilienz“) aktiviert und stabilisiert zu haben, so dass die „Selbstheilungkräfte“ wieder die Oberhand gewinnen können.

Der neuere Forschungszweig der Salutogenese (Gesundheitsentstehung) im Gegensatz zur Pathogenese (Krankheitsentstehung) wird in der Medizin zunehmend ernstgenommen. Die generellste Therapie wäre die, sich mit sich selbst in Einklang zu bringen. Sobald ein „Nicht-o.k.-Gefühl“ entsteht, ein „Selbswert-einbruch“ ist der Mensch anfällig für unangemessene Ängste, Schamgefühle und Schuldgefühle und die daraus entstehenden Neurosen.

„Versäumt nicht zu üben, die Kräfte des Guten!“ meinte Goethe, und Antonowsky (1923-1994) nennt die Kräfte, die uns sicher sein lassen, dass wir jeder Störung und Krankheit irgendwie gewachsen sein werden und nichtnur hilflos ausgeliefert sind, „generalisierte Widerstandsresourcen“ (heute Resilienz). In langer Forschung identifizierte Antonowsky stark- und gesund machende Persönlichkeitsfaktoren und nannte jene Kraft, die die berühmten „Unverletzlichen“ auszeichnet,das „Kohärenzgefühl“ (oder den Kohärenz-Sinn). Jenes Selbstgefühl, das wir ja instinktiv kennen setzt sich nach Antonowsky aus 3 Komponenten zusammen:

 

  1. Ich werde das schon meistern (Handhabbarkeit).

  2. Irgendwie finde ich mich zurecht (Verstehbarkeit).

  3. Mein Leben hat einen Sinn (auch wenn ich ihn nicht kenne) (Sinnhaftigkeit).

 
 

Als Beispiel – das Bergsteigen:

Nach den Brenta-und Dolomiten Berg-undKlettersteig-touren mit Patienten wie auch den jährlichen Alpspitzbesteigungen beobachtete ich immer wieder jenen erhofften Vorgang, den man „Neuanfang“ nennen kann. Schon nach einem Bergsteig-Wochenende erleben manche eine merkliche Zunahme des „Kohärenzgefühls“(um 17% bei einer eigenen Untersuchung) : Die Freude, nach Anstrengung und Angst auf dem Gipfel angekommen zu sein, die Steigerung des Verantwortungsgefühls für sich und die Anderen, das Erlebnis, dass die anfängliche Beklommenheit immer wieder dem Gefühl weicht „das werde ich schon schaffen“ und das intensive „Wir-Gefühl“ – und schließlich die Verinnerlichung danach in der Erinnerung: „ich habe alles gemeistert und heil überstanden“, tragen zur Lebensfreude und einem gestärkten Seinsbewußtsein bei, das im Dämmerlicht unserer „Seins-vergessenheit“ immer wieder aufleuchtet. Weitere Erbebnisse: vermehrte Achtsamkeit – das Ankommen im “ Hier und Jetzt“ – die Kraft der Gegenwart – therapeutische Gemeinschaft. – Lernen am Modell – die Lebenskraft der Kommunikation und des Spielerischen… 

 

Literaturhinweise

Ulrich Aufmuth: Das Bergsteigen und die Defizite des Selbsterlebens in unserer Gesellschaft, S. 18-56 (in Aufmuth: Zur Psychologie des Bergsteigens)
Marilyn Mason: “Mutiger Aufstieg in Leben“ – Das Leben im Geist einer Bergtour führen (Walter, 1998). (Die amerikanische Psychotherapeutin war beeindruckt, wie die Anforderungen von Bergtouren jene Fähigkeiten verlangen und fordern, die auf dem inneren Weg des Wachstums notwendig sind. Als Gründungsmitglied von „Journeys Inward“ setzt sie das Erlebnis des Bergsteigens systematisch für die Selbsterfahrung ein. Was zum Katalysator jenes inneren Prozesses wird, der zu der Fähigkeit führt, ein vertrauens- und verantwortungsvolles Leben zu führen.
Verena Kast: Freude, Inspiration, Hoffnung
Eckhard Schiffer: Wie Gesundheit entsteht (Salutogenese: Schatzsuche statt Fehlerfahndung).

 

Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen einer Psychotherapeutischen Behandlung

 

Das allgemeine Ziel einer Psychotherapie ist, dass der Patient sein Gleichgewicht wiederfindet, zu sich kommt und arbeitsfähig und liebesfähig wird, dass er ein Problem löst, eine Angst bewältigt (indem er diese als Begleiterin seiner Weiterentwicklung begrüßt, statt sie zu vermeiden), einen Minderwertigkeitskomplex bewältigt, aus einer Grübelfalle (schwarze Wolke) herauskommt, Sinnlosigkeitsgefühle verarbeitet, Luftschlösser aufgibt….

Meist arbeite ich anfangs mehr stabilisierend, womit allerdings Zeit verbraucht wird und die Heilung verschoben wird. Sobald wie möglich arbeite ich jedoch „aufdeckend“, d. h. verdrängte Konflikte werden aktiviert und drängen wieder ins Bewusstsein , unerledigte Aufgaben verlangen eine Lösung, und verdrängte Gefühle und Erlebnisse werden „wach“ (Angst, Schuld- u. Schamgefühle, Verletzungen, Kränkungen, Trennungen, Mangelsituationen, Unzufriedenheit, Sehnsüchte …). und, so glauben wir Therapeuten, dann ist die Chance vergrößert auf eine Lösung, auf eine Weiterentwicklung, wenn aus den unbewussten Gefühlen ein klares bewussteres Gefühl wird . Der Mensch kann nun den verdrängten Konflikt wieder aufgreifen und sich mit seinem Bewusstsein und seinen Erfahrungen ganz der Bewältigung desselben zuwenden. Manchmal sind aber die hochgewirbelten Konflikte so sehr belastend, dass die Angst zunächst zu Verwirrung und Regression führt. Auch wenn für die Heilung oft eine Umstellungskrise durchlaufen werden muss, welche sogar zeitweise zu Verkehrsuntüchtigkeit oder Arbeitsunfähigkeit führen kann, ist dies Krise manchmal ein unumgänglicher Schritt zur Heilung. Trotzdem sind Sie gebeten, bei einer Krise mich gleich in der nächsten Sprechstunde aufzusuchen – oder mich zuhause anzurufen ((0931)35986250) oder sich an die Ambulanz der Nervenklinik oder der Notfallpraxis (Tel:01805191212) zu wenden.

Wer Riesenerwartungen hat oder denkt,“ der Doktor wird’s schon richten“, wer gar ein Wunder erwartet das ihm ohne eigene Bemühung zufällt, wird enttäuscht sein, „denn die Tür kann geöffnet werden, Durchgehen muß jeder selber“. Auch wenn Patienten, die mitarbeiten, normalerweise sehr bald eine Besserung fühlen , kann die Behandlung in seltenen Fällen auch erfolglos bleiben, oder sogar einer Verschlechterung führen, sann nämlich, wenn man in der Krise die Therapie abbricht. Aber auch im Falle des Erfolges kann“ der Neubeginn“ zu Schwierigkeiten führen: so z.B. kann, auf dem Weg Minderwertigkeitsgefühle oder andere Ängste zu überwinden das Paradoxe eintreten, dass Sie vorübergehend mehr Schwierigkeiten haben als im gelähmten Zustand zuvor. Wenn Sie mehr zu sich selbst finden, sich weniger verbiegen, sich mehr eigenen Raum gönnen, weniger die Erwartungen der Andern ernst nehmen, alte schädliche Bindungen lösen, die Beziehung zum Lebenspartner, zu den Eltern oder zur Religion verändern, oder eine berufliche Veränderung herbeiführen, können die zuvor vermiedenen Schwierigkeiten wieder zutage treten. Wenn Sie einen Neuanfang wagen, könnte sein, dass Sie zunächst schlechter zurechtkommen – denn“ der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ – und neue Gewohnheiten kosten viel Kraft, auch wenn sie das Leben damit vertiefen und bereichern . “Zum Glück braucht man Anstrengung, Entschlossenheit und Ausdauer!“ versichert der Dalai Lama.

Da in einigen Fällen eine medikamentöse Begleitbehandlung erforderlich ist, um die für die Heilung notwendige Kraft und Erholung zu ermöglichen, muss ich auch auf mögliche unerwünschte Nebenwirkungen hinweisen, die manche Psychopharmaka hervorrufen könnten. Ich spreche nicht von den „chemischen Keulen“, die ich nicht einsetze, sondern vor allem von Antidepressiva, die den Hirn-stoffwechsel unterstützen und „ Dünger für jene wieder nachwachsenden Neuronen sein können, welche in der Streß-phase untergegangen sind“ (Manfred Spitzer). Diese Medikamente werden für einige Zeit eingesetzt und machen keinesfalls abhängig. Ein Nachteil dieser Antidepressiva ist allerdings, dass sie lange brauchen, bis sie wirken- und praktisch immer anfänglich störende (manchmal sogar paradoxe) Nebenwirkungen haben. Nur selten setze ich auch Tranquilizer (Benzodiazepine und Z-Substanzen) ein, da diese zwar schnell die Angst dämpfen, und praktisch kaum Nebenwirkungen haben, aber die Gefahr der Abhängigkeit bei längerer Einnahme (über Monate oder Jahre) mit sich bringen. Persönliche Unverträglichkeiten sind, wie bei allen Medikamenten, auch hier möglich und leider nie auszuschließen.

 

Allgemeine Geschäftsbedingungen

Für ausfallende Stunden: Für verabredete, jedoch nicht eingehaltene Therapiestunden ist ein Ausfallshonorar zu entrichten (gem. §615 BGB), das für Einzelstunden 40.- EUR beträgt., für Gruppenstunden 20.– EUR. Eine Absage von Einzelstunden soll bitte frühzeitig gemeldet werden (gerne auch auf Anrufbeantworter), spätestens jedoch 24 Werktagsstunden vorher.